hi zusammen,

ich hab grad überlegt, was treibt uns eigentzlich in oder auf die Berge, was regt uns an, Klettersteige zu gehen? Sind wir im positiven oder negativen Sinn verrückt? Ist es eine Art von Liebe oder gar Sucht? Eure Meinung würd mich interessieren.

Hi,

gute Frage, sehr gute Frage!!!

Ich kann die für mich ziemlich klar beantworten:
Was treibt mich in die Berge? Also: Sehnsucht... Freiheit... Entfliehen vom Alltag... Liebe zu den Bergen... Liebe zur Natur... Verbundheit mit der Natur... Einheit mit der Natur... Sich selber spüren... Demütig werden... Grenzen erkennen... Dankbar sein... sich der Schöpfung und Gott nahe fühlen...

Eines davon wäre Grund genug, oder???

zwei Hauptgründe:

1. Ich liebe es, abends völlig fertig und erschöpft, aber voller Eindrücke ins Bett zu fallen. Dieses Gefühl macht meinen Tag perfekt

2. Ich kenne ein Gelände erst dann, wenn ich es erwandert habe. Bei jeder Bergtour sammle ich "Puzzleteile", die ich in meinem Kopf zusammensetzen kann. Daraus ergibt sich für mich ein ganz eigener 3-dimensionaler Atlas in meinem Kopf, auf den ich jederzeit zugreifen kann. Ich mag es, in einem Gebiet viele Wege zu gehen, um diesen Atlas immer detaillierter zu gestalten und ergänze ihn mit kulturellen und historischen Gegebenheiten aus den betreffenden Gebieten. Das Ziel wäre es, in meinem Kopf einen weltumspannenden Atlas zu erschaffen... mal schauen, ob das gelingt...

Impfen schrieb:
Und dich? Was treibt dich dahin?

kletterkiki schrieb:
So, genau so, und keinen anderen Grund gibt es! Eine wundervolle und perfekte Auflistung. Danke schön

Sucht oder Liebe? Nun, eher Sucht ...
Wenn alles klappt werde ich das Frankenland im nächsten Jahr verlassen um in die Berge zu ziehen. Und nicht aus beruflichen Gründen, sondern ausschließlich um öfter in den Bergen unterwegs sein zu können. Somit behaupte ich, dass "Sucht" das treffendere Wort ist

Nun, micht treibt nichts in die Berge, eher so:
mich zieht es in die Berge.

Ich mag es mit wenig viel zu haben. Ich mag den Unterschied zwischen dem was ich im Alltag und daheim oft nicht sehe und dem was ich draussen in den Bergen habe.
Ich suche keinen Erfolg, oder ein persönliches Superlativ, keine Steigerung von bereits erlebtem. Was ich beim "nicht-suchen" finde ist Bescheidenheit, Demut und Zufriedenheit.

Grüße, Dan

hmmm, so gut wie alles was meine Vorposter geschrieben haben kann ich zu 100% unterschreiben.

was ich aber für mich persönlich noch betonen will sind vielleicht die Eindrücke und Perspektiven die man am Berg erhält - einfach etwas was man so im Alltag nicht zu sehen bekommt und auch nicht künstlich erleben kann.

Stephan hat es in seinem Posting schon gut beschrieben: Egal ob man auf einen Berg schon öfters war oder eine bestimmte Gruppe schon gut kennt - auf jeder Tour gibt es etwas Neues zu entdecken - ich mag deshalb eben auch Weglostouren recht gerne weil man abseits von markierten Wegen eine (scheinbar) bekannte Gegend plötzlich wieder mit ganz neuen Augen sieht - oder eben auch ein neuer Klettersteig auf einen (vielleicht schon bekannten) Gipfel liefert völlig neue Eindrücke - v.a. hätte ich vor ein paar ein Jahren noch gar nicht geglaubt jemals diese Blickwinkel ( KS in steilen Wänden etc...) überhaupt selber geniessen zu können...

kletterkiki schrieb:
Gute Frage,

zum einen Wohl die Liebe zu einer Region, die ich mir zur (Wahl)heimat gemacht habe. Aber wenns nur das wäre, könnt ich auch nett im Tal sitzen und ein Bierchen zischen. Tu ich auch oft genug
Aber was treibt oder auch lockt mich nach oben? Vieles ist hier schon gesagt worden, trifft sicher alles oder fast alles auf mich zu. Es ist wirklich unheimlich vielschichtig, die Einsamkeit, ja. Aber viele schöne Erlebnisse hatte ich im Gemeinschaft. Das kennenlernen, das wissen, ja vielleicht auch. ist schon schön, wenn man zumindest im näheren Umkreis jeden Buckel mit Namen kennt. Und auf der anderen seite wieder das große Unbekannte. Neue Wege (also für einen selbst neu), vielleicht auch mal einen ganz eigenen Weg finden. So ne gefühlte Art Erstbesteigung, LOL. Sich auch mal überwinden, sei es auf Schusters Rappen oder im Winter auf Ski. Am Sonntag am Gipfel sitzen und aus dem Tal die Kirchenglocken hören und sich des Gedankens nicht erwähren können "veilleicht seid ihr da unten viel gläubiger, aber grad jetzt bin ich viel näher dran, und das auch noch in einer großartigen Kathedrale. Mal ein Murmel sehen, ein Reh, eine Kreuzotter, Dinge, die man in der Stadt nie erleben kann, ok Ratten und Kaninchen sieht man manchmal. Um es ehrlich auszudrücken: Ich weiß nicht, warum ich mich immer und immer wieder da rumtreibe. Ich glaub, ich muss es einfach. Und ich will nicht, dass das irgendwann aufhört...

der Dan schrieb:
Etwas, was man in der urbanen Welt eher nicht findet... Wer ist den heute noch bescheiden, demütig und zufrieden???

kletterkiki schrieb: Die urbane Welt bedeutet Leistungsgesellschaft, und die findet man in den Bergen leider auch immer häufiger.

der Dan schrieb:
Ja leider... aber es gibt noch einige Orte, wo die "Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft" noch nicht hingekommen ist.

@Dan: Auf Grund der MW-Dokumentation der alpinen Schandtaten, die du im Irrenhaus-Thread verlinkt hast, hab ich mir vorhin nochmal den "entgleisten" Alpin-Coaster-Thread von Ende 2011 "gegeben" und muss feststellen: Wir haben uns im vergangen Jahr einstellungsmäßig nicht verändert! Danke!!!

kletterkiki schrieb: Eben, Opportunismus war nie unser Ding, wo andere den Napf bevorzugen, essen wir von Porzellan... wir sind Gourmets !

der Dan schrieb:
Des klingt ja sehr dekadent ...

Klingt nur so... Im Grunde ist unser Napf gefühltes Porzellan. Besser so als umgekehrt...

der Dan schrieb:
Zufriedenheit und Wertschätzung! Und schon simma wieder beim Thema...