Das Wetter ist für uns am Berg ein wichtiger Faktor.
Das betrifft nicht nur die Wahl der richtigen Kleidung, sondern ist wichtig für die Sicherheit.
Zwar haben wir vor der Tour meist sämtliche Möglichkeiten an Wetterinformationen zu kommen (Internet, Radio, Fernsehen),
doch sollten wir in der Lage sein, das Wetter auch unterwegs ohne diese Mittel einzuschätzen.
In diesem Teil des kurzen Wetterüberblickes geht es vor allem um großräumige Wettererscheinungen, nämlich um Tiefdruckgebiete mit ihren Fronten und ihren zugehörigen Wettererscheinungen.
Wie kann ich auch ohne die oben genannten Medien einschätzen, was auf den Wanderer zukommt?
Mit etwas Erfahrung kann ich anhand des Höhenmessers und der Wolkenentwicklung versuchen abzuschätzen, was denn da gerade am Himmel los ist. Beobachtungen des Windes runden dies ab.
Dazu zunächst etwas Theorie:
In diesem Beitrag geht es vor allem um solche Gebilde:
(Quelle: Wikipedia)
Bei diesem hübschen Gebilde handelt es sich um ein Tiefdruckgebiet mit seiner Warm- bzw. Kaltfront (hier über Island).
Tiefdruckgebiete können weit über 1000 km groß werden und sind für uns in den Bergen eine große Gefahr, denn oft bringen sie einen Wetterumschwung mit sich.
Ich möchte hierbei nicht darauf eingehen, wie diese Gebiete entstehen, sondern eher darauf, was ich beobachten kann.
Dazu ein kleines Schema eines idealen Tiefdruckgebietes. Ideal heißt: Meist sehen sie in der Praxis nicht so aus, es ist jedoch leichter sie so auf dieser Weise zu beschreiben.
(Quelle: ulweb.de)
Hierbei muss man sich vorstellen, dass so ein riesiges Gebilde über ein Gebiet hinwegzieht, meist von Westen Richtung Osten (aber auch Nordwest nach Südost, und und und)
Auf diesem Bild wären wir zunächst im Bereich des Hochdruckgebietes auf der rechten Seite.
Es herrscht ideales und beständiges Wanderwetter mit nur harmlosen Schönwetterwolken. Meist gibt es nur schwachen Wind aus östlichen Richtungen.
Das können z.B. hohe Cirrus-Wolken sein wie auf folgendem Bild
(Quelle: Wikipedia)
oder eine tiefe Cumulus-Wolke wie diese hier:
(Quelle: Wikipedia)
Doch das scheinbar so beständige Wetter wird nun gestört. Aus meist westlichen Richtungen nähert sich nun ein Tiefdruckgebiet. Und das bringt Schwung in die Atmosphäre.
(Quelle: Wikipedia)
Bevor wir überhaupt etwas am Himmel sehen, können wir eine Veränderung des Luftdruckes wahrnehmen. Obwohl wir uns in unserem Beispiel nicht bewegen, zeigt der Höhenmesser immer größere Höhen an (der Luftdruck beginnt langsam zu sinken).
Am Himmel wird die Cirrusbewölkung immer dichter:
(Quelle: Wikipedia)
Diese hohe Bewölkung wird mit der Zeit immer niedriger und dichter werden. Die nächste Wolkengattung wäre ein sogennanter Cirrostratus, eine immer noch hohe Eiswolke, die aber schon wesentlich dichter ist:
(Quelle: Wikipedia)
Durch diese Wolken schein weiterhin noch die Sonne, auch ist noch ein Schatten gut zu erkennen. Da diese Wolke aus Eiskristallen besteht (Eisprismen) kann es bei Sonnenschein zu optischen Phänomenen kommen, wie auf diesem Bild. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Halo.
(Quelle: Wikipedia)
Verdichten sich die Wolken weiter, scheint die Sonne zunächst noch wie durch Milchglas, es handelt sich dabei um einen Altostratus (translucidus)
(Quelle: Wikipedia)
Dies ist fast schon ein sicheres Zeichen eines bevorstehenden Wetterumschwunges.
Zusätzlich zu den Wolkenbildern sinkt der Luftdruck nun immer schneller. Der Wind dreht immer weiter auf Süd.
Die Wolken werden imm dichter, dunkler und gleichförmiger. Die Sonne hat nun keine Chance mehr und auch einzelne Regentropfen könnnen sich bereits lösen.
Die warme Luft, die zunächst nur in der Höhe wirksam wurde, setzt sich immer mehr durch, jedoch wird man das während des nun einsetzenden Niederschlags nur selten beobachten.
Bei Eintreffen der Warmfront haben wir es bei den Wolken um eine mächtige Nibostratus-Wolke zu tun, die lang anhaltenden und recht starken Regen mit sich führt. (Landregen)
Durch den Regen wird auch die Sicht immer schlechter, die Berge sind meist in Wolken gehüllt. Der Wind dreht mit dem Eintreffen der Warmfront auf West und frischt auf.
(Quelle: Wikipedia)
Der Luftdruck geht nun nicht weiter zurück und irgendwann wird es auch aufhören zu regnen (Stunden bis sogar Tage).
Danach zeigt sich das Wetter zunächst wieder recht beständig, was allerdings recht tückisch sein kann.
Zunächst haben wir konstanten Luftdruck, der Wind weht weiterhin mäßig aus West und die Luft ist recht mild.
Typische Wolken sind z.B. die Stratocumuluswolken wie diese hier:
(Quelle: Wikipedia)
Im Großen und Ganzen haben wir recht schönes Wetter. Das Problem ist, dass der Warmluftsektor schnell vorbeiziehen kann und durch die Kaltfront abgelöst wird.
Diese kommt meist ohne viel Vorwarnung herein und führt häufig auch Gewitter und Sturmböen mit sich, also gerade das, was der Bergsteiger nicht gebrauchen kann.
(Quelle: Wikipedia)
Hier ist es vor allem wieder der Luftdruck, der uns einen weiteren Wetterumschwung ankündigt. Der Luftdruck beginnt wieder zu sinken.
Mit Eintreffen der Kaltfront geht es dann plötzlich sehr schnell:
Die gerade noch relativ harmlosen und niedrigen Wolken beginnen sich plötzlich aufzutürmen und werden sehr schnell bedrohlich.
Die Typische Kaltfrontwolke ist die Cumulonimbuswolke, also auf gut Deutsch: die Gewitterwolke. Sie bringt nicht nur starke schauerartige Niederschläge (Regen, Hagel, Graupel), sondern vor allem auch Gewitter mit sich.
(Quelle: Wikipedia)
Schön an diesem Bild: Der bedrohlich wirkende Böenkragen unterhalb der Wolke. Dieser Wolkenkragen bringt z.T. sehr starke Sturmböen mit sich!
Neben diesen Wettererscheinungen steigt der Luftdruck mit Eintreffen der Front schlagartig an, die Temperatur sinkt und der Wind macht einen Sprung von West auf Nord.
In den Bergen ist die kältere Temperatur häufig auch ein Problem: Die Schneefallgrenze kann selbst im Sommer auf unter 1200 m sinken, Wege und Steige können ruckzuck vereist und verschneit sein!
Nach Durchzug der Front wird die Atmosphäre schlagartig wieder stabil, es klart auf, die Wolken werden wieder flacher.
Trotz der stabilen Lage gibt es jedoch immer wieder einzelne Schauerzellen und sogar weitere Gewitter, die sich innerhalb weniger Minuten bilden können. Daher sollte man weiterhin den Himmel im Auge behalten.
Diese Beschreibungen sind jedoch noch stark vereinfachte Beschreibungen, die natürlich von Tiefdruckgebiet zu Tiefdruckgebiet variieren können. Auch das Gebirge verändert das Verhalten und die Wettererscheinungen.
Mein Tipp: Beobachtet das Wetter, besonders im Gebirge, immer wieder. So bekommt ihr mit der Zeit einen richtigen Riecher dafür.
Gruß,
Stefan